Spektakulärer Kampfabend im Berner Wankdorf. Die WAB realisiert nicht nur die beiden erklärten Saisonziele auf einmal: Den ersten Sieg in der Swiss Wrestling Challenge League und den Klassenerhalt. Die bis in die Haarspitzen motivierten Berner holen dabei auch einen 8-Punkte-Rückstand aus der bitteren Niederlage aus der Vorwoche auf.
Schwer, aber nicht unmöglich. Eine geplante Sensation.
Hängende Köpfe gab während der ganzen Trainingswoche nie zu sehen. Im Gegenteil. Die zwar punktemässig deutliche, aber gemäss Kampfverlauf doch knappe Niederlage vor einer Woche in Hergiswil, liess bereits am Sonntag den Plan reifen, das Comeback zu versuchen. Intensive Trainings und eine minuziöse Planung eines Fahrplans zahlten sich aus. Der Schauplatz im Wankdorf, nur 100 Meter neben dem Wankdorfstadion, war der perfekte Ort für ein eigenes kleines „Wunder von Bern“.
Start und Ende nach Mass: Die WAB Akteure wachsen über sich hinaus
Als Yagoub Boulariah im vorletzten Kampf einen zwischenzeitlichen 0:6 Punkterückstand noch in einen 9:6 Punktesieg umwandelte und damit rechnerisch den WAB-Sieg besiegelte, brachen alle Dämme. Von Beginn des Kampfabends wurde die Vorarbeit für diesen sensationellen Erfolg von top eingestellten und hoch konzentrierten WAB-Athleten gelegt. Gleich zu Beginn gelang es Sven Krummenacher wie geplant gegen des Greco-Ass Janis Bernet eine Punkteniederlage über die Zeit zu bringen. Dass das Momentum an diesem Abend zu Gunsten der Berner kippen könnte, war spätestens im Kampf bis 130kg Freistil klar. Carlo Lanfranchi lieferte sich wie geplant ein knappes Duell mit Adrian Kronenberger. Ekstase bei den Heimfans brach das erste Mal los, als er 20 Sekunden vor Schluss noch den Schultersieg und damit die Maximalwertung von 4:0 Punkten realisierte. Der Siegeszug ging weiter: Genau zur richtigen Zeit, schaffte auch Ali Nabisoda seinen ersten Saisonsieg und konnte damit weitere Mannschaftspunkte zum späteren Gesamterfolg beitragen. Als Fabio Buffolino, der erst vor etwas mehr als einem Jahr überhaupt zur WAB gestossen ist und mit dem Ringen begonnen hat, seinen ersten Sieg feiern konnte, war endgültig allen klar, dass an diesem Abend Grosses möglich war. Er liess Pascal Grüter bis 97kg Greco keine Chance und verpasste die technische Überlegenheit nur knapp. Ein deutlicher Punktesieg brachte jedoch wertvolle 3:1 Mannschaftspunkte ein und sorgte dafür, dass die grossen Entbehrungen durch die Woche durch das Gewicht machen sich auszahlten.
Die zahlreich angereisten und lautstarken Hergiswiler Fans konnten im letzten Kampf vor der Pause auch nicht verhindern, dass Vladislav Moshkin seine ganze Klasse ausspielte und Simon Peter auspunktete. Mit diesen 4:0 Mannschaftspunkten war der gesamte Rückstand aus dem Hinkampf bereits aufgeholt und mit 29:29 Punkten in der Gesamtabrechnung musste die zweite Hälfte die Entscheidung bringen.
Perfekter Auftakt in die zweite Hälfte - stark vorgelegt und durchgezogen
Wie schon häufig in dieser Saison sorgte Nick Scherrer für den perfekten Auftakt in diese zweite Kampfhälfte. Diskussionslos realisierte er eine Punktewertung nach der anderen gegen Silvan Aregger und entschied den Kampf vorzeitig durch technische Überlegenheit für sich. Erstmals war die WAB mit 33 zu 29 Punkten in Führung. Doch es sollte noch deutlicher werden. Auch Sami Safari lieferte einmal mehr ab. David Wisler sah kein Land gegen den starken Berner und musste sich ebenfalls ohne Punktgewinn durch technische Überlegenheit geschlagen geben. Bei noch drei verbleibenden Kämpfen und dem Zwischenstand von 37 zu 29 Punkten, lag die Sensation bereits in der Luft. Es war jedoch einkalkuliert, dass es für Ostap Savka schwer werden würde im Greco gegen den starken Martin Grüter etwas ausrichten zu können. Die 0:4 Niederlage war das erwartete Resultat, auch wenn Ostap einmal mehr eine starke kämpferische Leistung zeigte und die Schulterniederlage gleich mehrmals abwenden konnte. Zwei Kämpfe vor Schluss stand es somit 37 zu 33. Die beiden verbleibenden Hergiswiler standen also mächtig unter Druck, da der WAB sogar ein knapper Punktesieg reichen würde, um den Sieg auf sicher zu haben. Wie bereits erwähnt startete Marcel Kurmann aus Hergiswiler Sicht planmässig in das Duell gegen Yagoub Boulariah, das er in der Vorwoche noch per Schultersieg für sich entscheiden konnte. Beim Stand von 0:6 Punkten drehte der Berner jedoch auf. Er liess seinem Gegner keinen Zugriff mehr und realisierte seinerseits mehrere Wertungen. Als die Zeit abglaufen und der 9:6 Punktesieg Tatsache war, explodierte die Stimmung in der Halle. Euphorisiert von dieser Sensation zeigte auch Noorullah Safari im abschliessenden Duell gegen Lino Grossmann eine starke Leistung. Dem neutralen Zuschauer wurde nochmals ein starker Kampf geboten, der am Ende knapp mit einem Punkt Vorsprung zu Gunsten des Hergiswiler ausging. Die Bilanz von 7 Siegen aus 10 Kämpfen ist das beeindruckende Ergebnis dieser Willensleistung.
Die WAB hat Kampfgeist, Durchhaltewillen und nicht zuletzt starken Ringsport gezeigt. Der erste Sieg in der Challenge League ist erreicht und dies in fulminanter Manier und unter maximal emotionalen Rahmenbedingungen. Der Klassenerhalt ist damit schon zwei Runden vor Schluss geschafft!
Ein spannendes Saisonfinale steht bevor
In der Parallelbegegnung der Playouts gab es keine weiteren Überraschungen. Der TV Ufhusen gewann ein weiteres Mal deutlich gegen den RC Belp. Somit steht fest, dass die WAB kommende Woche zum ersten Rangierungsduell um die Plätze 5 und 6 nach Ufhusen reisen wird. Der RC Belp muss sich im Abstiegsduell nun gegen die RR Hergiswil beweisen. In der oberen Hälfte wurde es zwar nochmals spannend zwischen der Ringerstaffel Sense und der Ringerriege Brunnen. Die Sensler setzten sich jedoch durch und treffen in den kommenden beiden Wochen in den Finalrunden auf Vorjahresmeister Ringerriege TV Weinfelden, die ihrerseits die Ringerriege Tuggen ein zweites Mal besiegten. Somit geht es zwischen Tuggen und Brunnen um die Bronzemedaille.
Es dürfen spannende Kämpfe erwartet werden und die Vorfreude auf das Saisonfinale ist bei den Bernern mit dem Rückenwind dieser sensationellen Leistung nochmals grösser. Die zweite Challenge League Saison wird damit schon jetzt ein Erfolg und ist vor allem das, was für den Verein das Wichtigste ist: Die Grundlage für viele erfolgreiche Jahre, die noch kommen werden.
Sonderlob an den WAB-Nachwuchs
Das grösste Lob neben der Matte geht an die WAB-Kids. Sie waren zahlreich erschienen und kämpften aufopferungsvoll gegen die Akustisch weit überlegenen Trommeln und Megafone der Hergiswiler Fans an. Diese Energie ist Gold wert für die Akteure auf der Matte und schon bald werden die ersten Nachwuchshoffnungen aus dieser Gruppe selbst im Mattenzentrum stehen.