Letzte Hinrundenbegegnung: Die WAB weiterhin Sieg- aber nicht Erfolglos

Die Hinrunde der diesjährigen Challenge League-Saison endete mit der Begegnung gegen die Ringerriege Tuggen zu Hause in Gümligen. Die Bühne war bereitet für einen ersten Sieg in der Aufsteigersaison für die Berner. Sehr gute Leistungen auf der Matte wurden mit starken 16 Mannschaftspunkten belohnt. Durch eine Gewichtsüberschreitung nahmen sich die Berner jedoch selbst die Chance, nach dem Sieg zu greifen. 

Team-Manager Robin Pietschmann bringt nach dem Duell seine zwiegespaltene Gefühlslage zum Ausdruck: "Wie immer in dieser Saison sind wir mit dem Minimalziel angetreten, aus jedem Duell mindestens einen Mannschaftspunkt mitzunehmen. Das haben wir mit 16 Punkten und vier gewonnenen Einzelkämpfen deutlich übererfüllt. Auch die Art der Kämpfe, egal ob gewonnen oder verloren, macht grosse Freude. Der aufopferungsvolle Einsatz unseres Teams ist beeindruckend und aller Ehren wert. Der Trainingsfortschritt und die bereits gewonnenen Erfahrungen der laufenden Saison sind ebenfalls sichtbar. Bitter ist es, wenn man sich die Chance selbst nimmt, vielleicht nach dem ganz grossen Erfolg zu greifen. Eine Gewichtsüberschreitung eines Athleten ist in Ringerkreisen ein absolutes no-go! Das ist eine bittere Lehrstunde und hoffentlich ein einmaliger Vorgang."

 

Die besagte Gewichtsüberschreitung führt zur Disqualifikation des betreffenden Athleten und der Kampf wird mit der Maximalpunktzahl von 0:4 Mannschaftspunkten bewertet. Beim Blick auf das Endresultat von 16:24 Punkten wird klar, warum diese verschenkte Gelegenheit so bitter ist. 

 

Auf und ab in der ersten Kampfhälfte

Für den perfekten Auftakt war wieder einmal Cheftrainerin Nadine Pietschmann besorgt. Gegen Ueli Bamert liess sie keinen Zweifel aufkommen und lancierte nach einem gekonnten Beinangriff mehrere Beinschrauben. Beim Punktestand von 12:0 gelang ihr gar der Schultersieg, was die WAB mit 4:0 Mannschaftspunkten in Führung brachte. 

Im zweiten Duell bis 130kg im griechisch-römischen Stil, wurde Fabio Buffolino vor eine grosse Aufgabe gestellt. Der etwa 10kg schwerere amtierende Schweizermeister Fredy Bruhin liess dem erfahrenen Boxer, jedoch Ringer-Neuling Buffolino keine Chance. Trotz beherzter Angriffsversuche musste sich der Berner technisch unterlegen geschlagen geben. Auch Ali Nabisoda, der ein letztes Mal in dieser Saison in der für ihn ungewohnten griechisch-römischen Stilart antreten musste, vermochte seinen Kampf nicht auf seine Seite zu ziehen. Er verlor durch Schulterniederlage und musste damit weitere 0:4 Mannschaftspunkte hinnehmen. 

 

Es folgte zweimal Spektakel vor der Pause: Zunächst gab es die Neuauflage des Duells zwischen Carlo Lanfranchi und Dominik Streiff, die bereits bei der Schweizermeisterschaft im Frühjahr aufeinandertrafen. Die erste Punktewertung sicherte sich Lanfranchi. Im weiteren Verlauf des Duells konnte er jedoch einige Konterangriffe seines Tuggener Kontrahenten nicht abwehren und musste somit einen knappen Rückstand zur Pause hinnehmen. Insgesamt wechselte die Führung in der Begegnung ganze vier mal. Wenige Sekunden vor Schluss war der Tuggener Ringer auf 6:11 Punkte enteilt, was eine 1:3-Wertung in Mannschaftspunkten zu Folge gehabt hätte. Mit einer beherzten Aktion gelang Lanfranchi die wichtige Zweierwertung zum 8:11 Endstand. Mehr noch: Die Aktion endete für Streiff in der gefährlichen Lage und nur die heruntertickenden letzten Kampfsekunden verhinderten, dass Lanfranchi den Kampf noch per Schultersieg für sich hätte entschieden können. Dennoch "nur" eine 1:2-Wertung gegen die Berner. 

 

Das die WAB den Anschluss wieder schaffte, war wieder einmal dem jungen Gino Gugolz zu verdanken. Der Einsiedler, der für diese Saison zu den Bernern transferiert ist, lieferte sich gegen Esmatollah Hosseini ein intensives Duell, wobei er keine einzige Punktewertung seines Gegners zuliess. Dennoch setzte sich der Tuggener über die gesamte Kampfdauer zur Wehr, bis Gugolz 15 Sekunden vor Schluss mit einer explosiven Aktion die Entscheidung suchte und seinen Gegner mit einem sensationellen Wurf in die Rückenlage zwang. Zwei Sekunden vor Ablauf der Zeit, bestätigte der Kampfrichter den Schultersieg. Eine sensationelle Aktion und wertvolle 4:0 Mannschaftspunkte für die WAB. 

Für Gugolz ist dies bereits der sechste Einsatz für die WAB in diesem Jahr. Er hat damit sämtliche Kämpfe bestritten. Die letzten vier Duelle gewann er jeweils ohne eigenen Punktverlust und mit der Maximalwertung von 4:0 Mannschaftspunkten für die Berner. Eine sensationelle Bilanz. 

Kopf- an Kopfrennen bis kurz vor Schluss

Bereits das erste Duell nach der Pause, brachte die WAB wieder in Front. Dominik Rothen, der bis 86kg im griechisch-römischen Stil auf Florian Kessler traf, markierte bereits nach wenigen Kampfsekunden seinen Anspruch. Ein gekonnter Wurf brachte den Berner in Oberlage und nahe an den Schultersieg. Der Tuggener konnte sich nach langem ringen am Boden jedoch noch einmal befreien und auch einen Konterpunkt für sich verbuchen. Im weiteren Verlauf gab es nur noch Punkte für Rothen, der den Kampf schliesslich souverän mit 21:1 Punkten und damit technischer Überlegenheit für sich entschied und damit 4:1 Mannschaftspunkt zum zwischenzeitlichen 13:11 beisteuerte. 

 

Doch die Führung wechselte erneut. Enayat Bayat, nach langer Kampfpause das erste Mal in dieser Saison im Einsatz, musste es direkt mit dem routinierten Nationalkaderathleten Fritz Reber aufnehmen. Die Kräfteverhältnisse waren aus Sicht der Berner leider recht deutlich und so sicherte sich Reber einen ungefährdeten Sieg durch technische Überlegenheit ohne Punktverlust und damit 0:4 Mannschaftspunkten. Zwischenstand: 13:15 Mannschaftspunkte. 

 

Mihail Franjev zog mit seinem aufopferungsvollen Kampf gegen Adrian Ulrich den Spannungsbogen nochmals auf. Beide Akteure kamen in dem Duell über die volle Kampfdauer an ihre konditionellen Grenzen. Es war jedoch der Kampfgeist und die Willensleistung von Franjev, die ihn dazu brachten, die entscheidenden Wertungen zu realisieren, um am Ende einen deutlichen 20:8 Punktesieg und damit 3:1 Mannschaftspunkte einzufahren. Somit standen vor den letzten beiden Begegnungen 16:16 Mannschaftspunkte auf der Anzeigentafel. 

 

Im Wissen um die noch zu Buche schlagende 0:4-Wertung im letzten Kampf (durch das überschrittene Gewicht und die daraus folgende Disqualifikations-Niederlage), war der Sieg damit zwar nicht mehr möglich. Allerdings wäre mit der Maximalwertung von 4:0 Punkten im Kampf von Alain Heller bis 75kg im Freistil ein Unentschieden rechnerisch möglich gewesen. Heller wusste um diese Chance und setzte daher alles auf eine Karte. Das Risiko wurde leider für einmal nicht belohnt und der Tuggener Matus Kusin nutzte eine Konteraktion, um den Kampf per Schultersieg für sich zu entscheiden. 

 

Somit fällt das Schlussresultat mit 16:24 Punkten zu Gunsten der Tuggener optisch viel deutlicher aus, als es die Kämpfe auf der Matte waren. Die WAB-Auswahl kann aus diesem erfolgreichen Auftritt viel Rückenwind für die bevorstehende Rückrunde mitnehmen, die bereits kommende Woche mit einem weiteren Heimmatch gegen die Ringerriege Hergiswil beginnt.